Donnerstag, 27. Oktober 2016

Ein Statement der neuen Direktorin des Belvedere, Stella Rollig

Das Belvedere sollte ein Ort sein, an dem man über die österreichische kulturelle Identität im Zusammenhang mit Europa und selbstverständlich vor dem Hintergrund der globalisierten Welt nachdenkt. Der Frage nach dem "Wir" in diesem großen Umbruch, in dem sich die Welt derzeit befindet, sollte man mit Ausstellungen und Debatten im Belvedere nachgehen. Ich finde es interessant, nicht so sehr Prinz Eugen und die imperiale Geschichte in den Vordergrund zu stellen, wenngleich man darauf nie ganz verzichten wird, sondern ebenso zu erinnern, dass das Belvedere der Ort des Staatsvertrags war. Hier hieß es: "Österreich ist frei." Und dieser Begriff der Freiheit einer Nation muss in einer globalisierten Welt neu untersucht werden. (…) Wichtig ist ein Bekenntnis zum Museum als Wissensspeicher. Und Haltung! Wir gehen in politisch und gesellschaftlich harte Zeiten, und ein Museum sollte der Ort sein, an dem Werte des gemeinsamen Zusammenlebens vermittelt werden. Natürlich verwechsle ich das Belvedere nicht mit einem radikalen kleinen Kunstverein. Aber man soll merken, welche Menschen hinter dem Haus stehen und es leiten. (…) Ja, es sind Werte des Humanismus, der Solidarität und Emanzipation, des Glaubens an Bildung und an Kunst. Die muss ich anhand der Themen vermitteln und auch dadurch, wie ein Haus geführt wird. Ich bin bekannt dafür, dass mich der Diskurs, die theoretische Auseinandersetzung, interessiert. Es werden im Belvedere auch Diskussionsveranstaltungen stattfinden, bei denen Stimmen von Minderheiten gehört werden. Diese Haltung wird man an der Zusammensetzung des Teams und an der Entscheidung für bestimmte Künstlerinnen und Künstler merken. Unsere Gesellschaft besteht nicht nur aus weißen, in Österreich geborenen, katholischen Menschen. 

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