Mittwoch, 30. März 2016

Museumskrise 2: Das Universalmuseum Joanneum

Am Universalmuseum Joanneum überlegt man, sich ein Bein zu amputieren.
Die Volkskunde soll geschlossen und die Liegenschaften an das Land zurückgegeben werden. Auslöser für solche Überlegungen kann eigentlich nur der vom seit Jahren maroden Landesbudget ausgehende Sparkurs und -druck sein. Da muß es schon gewaltig knirschen, wenn man nach Jahren der Expansion und Erneuerung einen solchen drastischen und einmaligen Schritt setzt. Der überdies ein prekäres Beispiel für andere Museen sein könnte, über den Einzelfall hinaus.
Als offizielle Begründung habe ich nur ein Argument gehört: der Standort sei zu ungünstig gelegen, um ausreichend wahrgenommen zu werden. Nun, für eine Stadt, die es auch für andere Joanneumsstandorte nicht schafft, eine Beschilderung und ein Leitsystem zu etablieren ist das ebenso ein Armutszeugnis, wie für das Museum, das ja auch von sich aus einschlägige Maßnahmen im öffentlichen Raum hätte setzen können.
Und hat der Mangel an Anziehungskraft tatsächlich nichts mit dem Gebotenen zu tun?
Offenbar denkt man an eine Auflösung der Volkskunde in die Kulturhistorische Abteilung, die aber seit der Übersiedlung unter dem Titel Museum im Palais selbst mit ziemlichen Schwierigkeiten kämpft.
Ich verschenke eine Idee: Man legt die beiden Sammlungen und das Stadtmuseum (das auch Probleme mit seiner Attraktivität hat und permanent unter dem Druck des übermächtigen Konkurrenten Joanneum leidet) zuusammen (unter getrennter Leitung und unter Beibehaltung der städtischen Verantwortung für das Stadtmuseum) und verkauft die beiden Palais in der Sackstraße und bastelt am alten Standort der Volksunde ein modernes Museumszentrum und -labor, das man aus den Erlösen finanziert, und das, salopp gesagt, alle (moderne) Stückeln spielt.
Die Idee der Schließung ist schon eine Krise. Aber daß es offenbar weder museumsintern, noch in der Politik, noch medial noch zivilgesellschaftlich zu absolut keiner Resonanz auf die Auflösungspläne gekommen ist, das ist die wahre Krise.
Eine Museumsschließung, die niemandem hinter dem Ofen hervorlockt, ist ein Indiz, daß zumindest dieser Ast des Museumsbaumes tot ist.

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