Sonntag, 9. Januar 2011

Wir gehen ins Museum - zum Beispiel in die Kunsthalle in Wien

Es gibt wenige 'Ecken' im Museumsquartier in Wien, die so verschroben sind, wie das Foyer von dem aus man die Kunsthalle - und andere Veranstaltungen als die Ausstellungen - betritt. Die Beharrlichkeit, mit der seinerzeit das Denkmalamt auf der Erhaltung der historistischen Halle bestand, hat, so scheints, zu irreparablen Kompromissen zwischen Alt und Neu geführt. Nur die gute Qualität des Cafes lenkt einen davon ab, die mit Vorhängen und anderem Brimborium dürftig kaschierten Nahtstellen zu bemerken. Als Besucher der Kunsthalle muß man aber durch durch den verwirrenden Mix von Räumen und unklaren Funktionen, ehe man den eigentlichen Ausstellungsraum betreten kann. Garderobe, Lift, Treppenhaus, das alles atmet eine verkorkste Kompromisshaltung und Notlösung aus, die dieses Entrée zu einem der ungemütlichsten macht, die ich kenne. Besonders trostlos das Sitzangebot. In einer Ecke gibt es im Geviert zusammengeschobene Sofas, wo man den Eindruck hat, das Betreten dieses sakralen Gevierts sei ohnehin unerwünscht, so eng ist das dort alles. Außerdem käme man in einem fast leeren Raum zu sitzen, in dem es nichts zu sehen gibt, wo es aber auch zu ungemütlich fürs Rasten ist. Schräg gegenüber dann dieses gelbe Sitzmöbel, das vielleicht mehr eine Gebärde ist, die zeigen soll, wir denken auch an unsere Kunden, als wirklich ein Angebot zu verweilen. Das empfiehlt sich auch nicht. Vor der Anschlagtafel käme man unangenehm Lesern der dort ausgehängten Informationen und Pressekritiken in die Quere und das Sitzen wäre - mit einem vorstehenden Metallbord für Folder im Rücken kein Sitzen, sondern eher ein erzwungener Bandscheibenvorfall. Direkte Flucht ist unerwünscht, mittels perfid platzierter Topfpflanzen und von einem Wegweiser gelenkt muß man durch den Museumsshop entweichen.

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